Kind und Karriere schwer unter einem Hut
Arbeit und Familie unter einem Hut bekommen - das ist kein reines Mütterproblem. Väter verzweifeln daran genauso. Beruflichen Anforderungen gerecht zu werden und trotzdem für die Familie da zu sein, ist für die meisten Männer eine große Herausforderung. Ein paar Monate Elternzeit - viele Väter befürchten danach das Karriere-Aus. Familie und Karriere miteinander zu vereinbaren bedarf einer hohen Akzeptanz des Arbeitgebers. Der Wunsch der Väter, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, kommt bei manchen Arbeitgebern in der Regel auch heute noch schlecht an.
Das böse Erwachen nach der Elternzeit
Braucht es wirklich Courage für eine Auszeit als Vater? Viele Männer, das zeigen Umfragen, fürchten das Gespräch mit dem Chef, das Naserümpfen der Kollegen. Und es spricht sich herum, wenn manche Väter sich für das Kind und gegen die Firma entschieden haben, indem diese die Elternzeit in Anspruch genommen haben. Oftmals bezahlen diese Väter die Entscheidung fürs Kind teuer.
Für den Berliner Betriebswirt Ingo Stober gab es nach seiner Elternzeit ein böses Erwachen: Er wollte sich mit seiner Frau, einer Unternehmensberaterin, die Verantwortung für die Kinder teilen, auch weil er selbst unter einer vaterlosen Kindheit gelitten hatte. Die Stobers brachten ihre Kinder in einer Kita unter. Alles lief gut, bis Tochter Antonia krank wurde und Stober vorzeitig eine Konferenz verließ. Die Kündigung folgte. Sein 80-jähriger Chef fand, Stober kümmere sich zu viel um seine Kinder, er habe schließlich eine Frau. Es könne doch so laufen wie beim Chef selbst früher. Stober hatte eine verantwortungsvolle Position in dem mittelständischen Familienunternehmen. Trotzdem bedauert er seine Entscheidung nicht: „Das enge Verhältnis zu den Kindern ist mir viel wert. Ich glaube, im Endeffekt werden auch Arbeitgeber davon profitieren, weil sie Mitarbeiter bekommen, die gelassener und daher auch wertvoller für den Betrieb sind.“
Zunahme an familienfreundlichen Arbeitsbedingungen
Dennoch ändert sich die Zeit. Zum einen bieten immer mehr Betriebe familienfreundliche Arbeitsbedingungen an, denn sie haben verstanden, dass ihnen dies auch wirtschaftliche Vorteile bringen kann. Familienfreundliche Unternehmen ziehen Fachkräfte an und sind in der Lage, diese zu halten. In vielen Fällen kann der Betriebs- oder Personalrat in Sachen Elternzeit und vaterfreundliche Arbeitszeiten unterstützen. Zum anderen ist die besonders zeitintensive Kleinkindzeit überschaubar. In den ersten drei Jahren müssen Eltern wesentlich mehr für ihre Kinder da sein als später, wenn die Kleinen in den Kindergarten und danach in die Schule gehen. Kinder zu haben, lässt sich also durchaus mit einer langfristig angelegten beruflichen Karriere verbinden.
Ob es einem Vater gelingt, Kind und Karriere zu verbinden, hängt entscheidend davon ab, wie wichtig ihm die Zeit mit seiner Familie ist. Wer auf eine Arbeit setzt, die grundsätzlich 50 oder 60 Wochenstunden außer Haus erfordert, kann seinen Kindern kaum ein erreichbarer Vater sein.
Kein Verzicht auf Karriere
Das Bild des modernen Mannes ist ein engagierter Vater, welcher trotzdem Vollgas in seiner Arbeit gibt. Trotz Vaterpflichten arbeiten nur wenige Väter in Deutschland Teilzeit. Hingegen leisten Väter immer mehr Haushalts- und Betreuungsarbeit, das zeigen die jüngsten Zahlen des Bundesamtes für Statistik. Zugleich reduzieren sie nicht ihre Arbeit: Nur 11 Prozent der Väter arbeiten Teilzeit, und nur ein Drittel von diesen gibt die Kinderbetreuung als Grund dafür an.
Die Männer bemühen sich zwar, engagierte Väter zu sein, können im Job aber keine Abstriche machen. Bei Paaren mit Kindern stammen laut Bundesamt für Statistik rund 75 Prozent des Erwerbseinkommens vom Mann. Die Väter sind aller Emanzipation zum Trotz die Ernährer geblieben.